Crowdhouse Investment Report | 1. Quartal 2025
Crowdhouse veröffentlicht in jedem Quartal den «Crowdhouse Investment Report». Die Publikation liefert eine Beurteilung der jeweils aktuellen Marktsituation...
Ardian Gjeloshi hat Crowdhouse 2015 zusammen mit Robert Plantak und Ruedi Baer gegründet. Im Oktober 2021 ist die Plattform crowdhouse.ch seit 6 Jahren online. 6 Jahre Crowdhouse waren geprägt von rasantem Wachstum und kontinuierlicher digitaler Transformation. Im Interview spricht Ardian Gjeloshi über Herausforderungen, seine Entwicklung als Unternehmer und die Bedeutung von Crowdhouse für den Schweizer Immobilienmarkt.
Sie haben das Unternehmen 2015 mitgegründet. Heute sind Sie Vorsitzender des Verwaltungsrats. Inwiefern hat sich Ihr Engagement verändert?
Wir haben am Anfang alles selber gemacht: Immobilien suchen, Finanzierung finden, Investoren suchen, Fragen beantworten, Recruiting – dazwischen das Büro auf Vordermann bringen. Ich kann mich an zahlreiche Nächte erinnern, die wir im Büro verbracht haben – einfach, um so viel arbeiten zu können, wie möglich. Das ist heute natürlich komplett anders. Wir sind ein erwachsenes Unternehmen, mit Strukturen, gefestigten Abläufen und erfahrenen Mitarbeitern. Mein Blick hat sich in der Zwischenzeit stark auf den Horizont gerichtet. Mein Fokus liegt heute auf der Strategie des Unternehmens und den nächsten Meilensteinen.
Gibt es Dinge, die Sie bereuen? Was würden Sie heute anders machen?
Alle Entscheidungen, die wir getroffen haben, haben sich zum gegebenen Zeitpunkt richtig angefühlt – dementsprechend bereue ich nichts. Das heisst allerdings nicht, dass ich keine Fehler gemacht habe. Das gehört einfach zum Unternehmertum dazu. Man geht drei Schritte vor und einen zurück. Wichtig ist, aus den Fehlern zu lernen und sie nicht zu wiederholen. Der heutige Erfolg des Unternehmens zeigt, dass wir viel mehr richtig als falsch gemacht haben.
Für Crowdhouse gab es ab Tag eins viel Lob. Aber auch heftige Kritik. Haben Sie mit Ihrem Geschäftsmodell in ein Wespennest gestochen?
Ja, definitiv. Wir haben heftige Reaktionen ausgelöst – sowohl positive als auch negative. Wir haben den Zeitgeist getroffen – gleichzeitig haben wir als Unternehmen bewusst bestehende Strukturen attackiert und sind damit etablierten Marktteilnehmern an den Karren gefahren. Dass diese ihr Terrain nicht kampflos aufgeben, ist nur logisch. Unsere Idee wurde von manchen kopiert, von anderen adaptiert, aber Crowdhouse als Unternehmen wurde akzeptiert. Wir sind gekommen, um zu bleiben, und bilden eine wichtige Kraft auf dem Schweizer Immobilienmarkt.
Gemäss Ihrer Vision wollen Sie den Schweizer Immobilienmarkt einfacher, transparenter und zugänglicher machen – inwiefern ist Ihnen dies bereits gelungen?
Für Investoren war es noch nie so einfach, sich direkt an einem Mehrfamilienhaus zu beteiligen. Alle Informationen für eine Entscheidung sind im Datenraum vorhanden – von der Bankfinanzierung bis zur externen Schätzung – und die Investition ist mit wenigen Klicks initiiert und man ist Miteigentümer. Für Alleinkäufer ist der Transaktionsprozess nirgendwo so transparent wie bei Crowdhouse. Bei uns versteht jeder Käufer, was während eines solchen Kaufprozesses passiert, was wie viel kostet und wer wie viel verdient. Und Verkäufer haben dank Crowdhouse Zugang zu einer einzigartigen Plattform, um den Verkauf ihrer Liegenschaft ohne Makler professionell selber abzuwickeln.
Sie haben die Verkäufer angesprochen. Für diese haben Sie die Plattform Ende 2020 geöffnet. Welchen Mehrwert können Sie diesen Verkäufern bieten?
Zugang zu allen Käufern, welche in der Schweiz Rendite-Immobilien kaufen wollen und dies auch können. Wer über Crowdhouse eine Immobilie erwerben möchte, muss sich identifizieren und sein Käuferprofil definieren. Dadurch verlieren Verkäufer keine Zeit mit «Window Shoppern» und anderen unqualifizierten Interessenten. Sie müssen ihre Immobilien nicht mehr über Inserate und unkontrollierte Kanäle auf dem Markt streuen und offenlegen. Sie behalten die Kontrolle und Diskretion.
Sie kennen das Business wie kaum jemand anderes – Was stört Sie am Schweizer Immobilienmarkt?
Die Unverbindlichkeit und das Kräfteungleichgewicht. Die Intransparenz und Unzugänglichkeit auf diesem Markt haben leider System. Trotz Corona, trotz Negativzinsen, trotz hohen Kaufpreisen: Der Schweizer Markt für Rendite-Immobilien ist unglaublich lukrativ. Das Interesse daran, den Zugang zu dieser lukrativen Anlageklasse für neue Teilnehmer zu vereinfachen, ist überschaubar. Die Message lautet wie folgt: «Für unerfahrene Privatinvestoren ist es besser, die Finger von diesem gefährlichen und komplizierten Markt zu lassen». Gleichzeitig werden auf genau diesem Markt seit Jahren hervorragende Performances erzielt.
Der grösste Teil der Crowdhouse Belegschaft arbeitet in der Software-Entwicklung. Ist Crowdhouse auf dem Sprung von der Immobilien- zur Softwarefirma?
Das war von Anfang an der Plan. Kein Markt ist grösser und funktioniert schlechter als der weltweite Immobilienmarkt. Uns war immer bewusst, dass Technologie der einzige und entscheidende Faktor ist, um den Schweizer Immobilienmarkt nachhaltig zu verändern. Spätestens seit der Öffnung der Plattform ist Crowdhouse in erster Linie eine Softwarefirma.
In der Schweiz gab es in den letzten Jahren dutzende Neugründungen von Immobilienfirmen. Wird Crowdhouse in diesem Feld auch in Zukunft eine Rolle spielen?
Dort, wo viel Geld bewegt wird, wollen alle mitmachen. Die Anzahl an PropTech-Firmen in der Schweiz hat sich seit der Gründung von Crowdhouse versechsfacht. Die meisten stellen sich das Ganze zu einfach vor und werden scheitern und am Schluss bleibt immer eine handvoll Player übrig, die Erfolg haben. Ich sehe das so: Wer es schafft, das Leben seiner Kunden besser zu machen, ist erfolgreich. Mit Crowdhouse lösen wir bereits heute riesige Probleme für unsere Kunden: Wir ermöglichen den Kauf und Verkauf von Rendite-Immobilien auf einfache, transparente und zugängliche Weise. Wir sind die Transaktionsplattform für Schweizer Rendite-Immobilien und unser Transaktionsvolumen bewegt sich aktuell kontinuierlich in Richtung der 2-Milliarden-Marke. Das sind grossartige Voraussetzungen.
Was konnten Sie aus den letzten 6 Jahren mitnehmen? Als Unternehmer und als Mensch?
In erster Linie das eine oder andere Kilo (lacht). Die letzten 6 Jahre waren sehr intensiv und man verändert sich und wächst mit den Herausforderungen. Ich denke, jeder, der ein Start-up aufgebaut hat, kann das nachvollziehen – und jeder, der ein Start-up zu einem funktionierenden Unternehmen transformieren möchte, um so mehr. Denn das ist aus meiner Sicht eine noch viel grössere Herkulesaufgabe. Als Mensch bin ich heute definitiv entspannter, erfahrener und sehe die Herausforderungen gelassener. Als Unternehmer muss ich heute manchmal schmunzeln, wenn mir Mitarbeiter erklären möchten, dass etwas nicht möglich ist, weil «die Ressourcen nicht ausreichen». Wir haben Crowdhouse mit nichts gestartet: Ohne Immobilie, ohne Kunden, ohne Mitarbeiter und ohne Kapital. In solchen Gesprächen gelingt es mir sehr gut, ein Mindset zu vermitteln. Es ist fantastisch, wenn die gleichen Mitarbeiter nach einiger Zeit mit einem Lächeln und einer Lösung zurückkommen.